Der Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea), auch Goldgelber Hallimasch oder Stuppling genannt, ist eine Pilzart aus der Familie der Physalacriaceae. Da er meist um den 28. September herum erscheint, dem Namenstag von Wenzel, bezeichnet man ihn in manchen Landstrichen auch als Wenzelspilz. In den österreichischen Alpenregionen wurde er Halamarsch oder Halawatsch genannt und soll als Heilmittel gegen Hämorrhoiden genutzt worden sein.
Der Hut wird 4 bis 10, manchmal bis zu 14 cm breit. Er ist zunächst stumpfkegelig oder halbkugelig-konvex, später abgeflacht konvex bis eingedellt geformt. Er ist meist deutlich gelb getönt, wobei die Färbung von honig-, ocker- bis olivgelb reicht. Seltener ist er zitronengelb oder bräunlich getönt. Der Rand ist bei jungen Fruchtkörpern eingerollt, wobei er durch das Velum partiale mit dem Stiel verbunden ist. Auf der matten und trockenen Oberfläche befinden sich feine dunkle, anliegende bis leicht aufgerichtete Hutschuppen, die zum Untergrund kontrastieren und in der Mitte deutlich abgesetzt sind. Sie lassen sich abwischen und sind oft schon vom Regen weggespült. Die Lamellen sind anfangs cremeweißlich, später hell bräunlich gefärbt und bekommen rotbraune Flecken. Sie sind am Stiel mehr oder weniger breit angewachsen und mit einem Strich herablaufend. Die Schneiden sind wellig bis schwach gekerbt. Das Sporenpulver ist weißlich. Der Stiel ist 4 bis 10, mitunter bis zu 17 cm lang und 5 bis 15 mm dick. Über dem Ring ist er weißlich-fleischfarben, längsrillig bis längsfaserig und darunter bräunlich mit einem fleischfarbenen Ton sowie längsfaserig. Zur Basis hin weist der Stiel einen gelben Ton auf. Wegen seines büscheligen Wachstum ist er oft gebogen. Er ist basal zugespitzt und mit anderen Stiele zu einer Pseudowurzel gebündelt. Manchmal ist der Stiel am Grund auch leicht verdickt. Seine Konsistenz ist elastisch und zäh. Der weißliche Ring ist häutig und radialfaserig. Er ist beständig und sitzt sehr hoch am Stiel. Auf seiner Außenseite befinden sich meist gelbliche Flocken. Das Fleisch ist weißlich gefärbt und besitzt einen fleischfarbenen Ton. Es riecht etwas muffig und schmeckt mild. Nach längerem Kauen stellt sich im Rachen ein Kratzen ein.
Die breitelliptischen Sporen sind 7–8,5 × 5,5–6,5 µm groß. Das Verhältnis zwischen Länge und Breite beträgt 1,2–1,5. Sie sind hyalin uns inamyloid. Ihre Oberfläche ist glatt. Die Basidien sind schlankkeulig geformt und 30–40 × 6–9 µm groß. Sie besitzen je vier Sporen. Eine Schnallen an der Basis ist nicht vorhanden. Die Marginalzellen sind meist zylindrisch bis keulig geformt und besitzen an der Spitze häufig fingerförmige, knorrige Auswüchse. Zusammen sind sie 20–25 × 6–10 µm groß. Die Hutdeckschicht besteht aus parallelen, liegenden bis aufsteigenden Hyphen. Sie sind 7–15 µm breit und braun pigmentiert. Die Septen weisen keine Schnalle auf.
Der Honiggelbe Hallimasch kommt vor allem außerhalb geschlossener Wälder wie in Parks, Gärten und Wiesen vor. Er besiedelt vorwiegend Laubholz. Auf dem befallenen Substrat lebt der Pilz als Parasit oder Saprobiont. Mit seinen schnürsenkelähnlichen schwarzen Hyphensträngen (Rhizomorphen) kann er unterirdisch große Entfernungen zurücklegen, um geeignetes Substrat zu finden. Der Pilz infiziert anschließend die Baumwurzeln und bildet unter der Borke ein weißliches Fächermyzel. Dieses leuchtet im Dunkeln bei bestimmter Witterung. Diese Biolumineszenz wird durch eine chemische Reaktion unter Mitwirkung des Enzyms Luziferase hervorgerufen. Der parasitische Befall des Pilzes führt zum Absterben des Wirtsbaumes. Danach kann sich der Pilz noch einige Jahre saprophytisch vom toten Holz ernähren.
Die Fruchtkörper erscheinen vorwiegend im Spätsommer und Herbst von Juni bis November. Mitunter sind sie auch über das ganze Jahr hinweg zu finden. Sie treten zunächst am Stammgrund lebender Bäume auf. Anschließend erscheinen sie entlang der Hauptwurzeln, so dass sie oft auf dem Boden zu wachsen scheinen. Die Rhizomorphen sind ebenfalls während des gesamten Jahres zu finden.
Der Honiggelbe Hallimasch ist nahezu weltweit verbreitet. Ausnahmen bilden die tropischen sowie die arktischen und antarktischen Regionen. In Europa und Deutschland ist die Art weit verbreitet und überall relativ häufig.
Neben dem Gemeinen Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) stellt der Honiggelbe Hallimasch einen der ökonomisch bedeutendsten Krankheitserreger in Wäldern der gemäßigten Zone dar.
Der Honiggelbe Hallimasch wird als Speisepilz gesammelt. In rohem Zustand oder ungenügend erhitzt ist er giftig. Dafür verantwortlich sind Magen-Darm-Reizstoffe unbekannter chemischer Struktur. Die Giftstoffe sind wasserlöslich und bei höheren Temperaturen instabil. Um sicherzugehen, dass die verhältnismäßig starken Gifte entfernt wurden, wird oft empfohlen, die Pilze vor dem Braten mehrmals abzukochen und das anfallende Kochwasser wegzuschütten. Auch dann kann es jedoch vorkommen, dass sie von einigen Personen nicht vertragen werden. Bei einigen Personen kann es zu Übelkeit bei gleichzeitigem Alkoholgenuß kommen. Es werden vorzugsweise die Kappen der kleineren Fruchtkörper verwendet; die Stiele sind wegen ihrer Zähigkeit weniger geeignet. Bei der Zubereitung verschwindet der kratzende Geschmack. Der Honiggelbe Hallimasch eignet sich auch zum Einlegen in Essig.
Der Honiggelbe Hallimasch ist von mehreren anderen Arten der Gattung, mit denen er früher gemeinsam behandelt wurde, nur schwer zu unterscheiden. Kennzeichnend gegenüber allen beringten Arten sind mikroskopisch die fehlenden Schnallen. Diese sind beim Nördlichen (Armillaria borealis) und beim Dunklen Hallimasch (Armillaria ostoyae) vorhanden. Bei diesen Arten ist zudem das Pigment der Hutschuppen vorwiegend in den Zellwänden (membranär) und nicht wie beim Honiggelben Hallimasch innerhalb der Zellen (intrazellulär) vorhanden. Speziell vom ebenfalls häufigen Dunklen Hallimasch unterscheidet sich der Honiggelbe neben den Hutfarben auch durch die gelblichen Töne am Stielring. Der Zwiebelfüßige (Armillaria cepistipes) und der Fleischfarbene Hallimasch (Armillaria gallica) besitzen ebenfalls Schnallen und einen schwächer ausgeprägten Ring, der eher dazu neigt zu verschwinden.
Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht ebenso mit dem Sparrigen Schüppling (Pholiota squarrosa). Dieser besitzt dichtere, abstehende Schuppen, eine wollige Ringzone und einen würzigen Geruch. Wie andere ähnliche Schüpplinge (Pholiota) hat er braunes Sporenpulver. Eine gewisse Ähnlichkeit besitzt auch das Gemeine Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis). Es ist meist deutlich schmächtiger und besitzt einen deutlich hygrophanen Hut mit feineren Schuppen. Sein Ring ist häutig ausgeprägt.